Die Suche nach einer verlorenen Zeit
„Es ist bloß“, erklärte er leise, „weil
Vater und Mutter so
geredet haben, was ich werden soll, wenn ich
groß bin.“
James
Matthew Barrie,
Peter Pan
...Schwermut, die unwiderstehlich in den
Abgrund der Kindheit hinunterzog.
Th. W. Adorno
Und doch möchte man gebunden sein und ängstigt
sich vor der Einsamkeit.
Johs.
Brahms
Die
beiden Markenzeichen, die die Figur des Jacko am deutlichsten markieren, sind -
der Moonwalk und der Griff in den
Schritt. Die Symbolik des einen liegt buchstäblich „auf der Hand“: Es ist das
abschließende Résumé der Ungezogenheit, der freche Bengel als Handbewegung. Der
Moonwalk dagegen ist optisch zu verblüffend, um noch nach einem tieferen Sinn
zu suchen. Sinnbildlich ist er aber: Dieser Vormarsch ist ein Rückzug. (Am
Schluß unserer Erzählung werden wir aber fragen dürfen, ob dieser Rückzug nicht
doch eher - ein Vorstoß ist.)
In
der Jacko-Figur hatte Michael Jackson den archimedischen Punkt gefunden, von
dem aus er sein bisheriges Universum aus den Angeln heben konnte. Bislang hatte
die Bühne ihn beherrscht. Von nun an beherrscht er sie. Der Jacko ist nicht bloß
ein Kostüm; er macht ihn, wie Count Basie empfohlen hatte, zur öffentlichen
Institution. Er ist selber eine Realität und gibt ihm das, worum er so lange
gekämpft hatte: control.
Im
Jahr 1983 ist Thriller ganze
siebenunddreißig Wochen lang die Nummer 1 der Billboard Album Charts gewesen. Und
als der Umsatz gegen Jahresende dann doch nachließ, kam - genau ein Jahr und
einen Tag nach dem Album - der Videoclip zum Titelsong heraus. Die dritte Welle
der Thriller-Manie brach los. In den drei folgenden Monaten wurden allein in
den USA weitere siebeneinhalb Millionen Alben verkauft.
Man
möchte sagen, mit dem Thriller-Kurzfilm sei das Musik-Video neu erfunden
worden. Jedenfalls wurde es in den Rang einer eigenen Kunstform gehoben. Es war
allerdings nicht Jacksons erster Beitrag zu diesem damals noch jungen Genre.
Filmische Umset-zung hatte von Anfang an zur Gesamtkonzeption des neuen Albums
gehört. „Ich war entschlossen, diese Musik so visuell wie möglich zu präsentieren.“
Einerseits hatte das Fernsehen dem Radio den Rang als wichtigstes
Kommunikationsmedium längst abgelaufen. Kein Popsong kann heute auf Erfolg
hoffen, der nicht per Videoclip im Fernsehen verbreitet wird. Das stellte die Musikindustrie
vor eine neue Herausforderung. Andererseits ist die schwarze Musik zu allererst
Ausdruckskunst. Sie ist Performance. Das kann der Tonträger nur unzureichend
wiedergeben: Die Rhythmik muß auch sichtbar werden. Erst das Video öffnete der
schwarzen Musik den Weg rund um den Globus. Wieder war Michael Jackson
bahnbrechend.
Die
ersten Musikclips waren lieblos gemacht und ohne Phantasie. Man heftete an die
Musik beiläufig ein paar Bilder an, die schlecht und recht hinterdrein
stolperten. Daß da eine neue Kunstform entstand, wurde zunächst nicht erkannt. „Ich
konnte nicht verstehen, warum so viele Clips so primitiv und so schwach waren“,
schreibt Michael. „Also wollte ich ein Pionier in diesem noch recht jungen
Medium sein und die besten Musikfilme machen, die möglich waren. Ich wollte
einen Clip, der den Zuschauer auf seinem Stuhl festnagelte und den er immer und
immer wieder ansehen wollte.“ Eine Kunstform für Augen und Ohren gleichermaßen.
Damals
begann sich in der Fernsehreklame ein neuer Typus von Werbespots durchzusetzen:
Die Bilder sollen in Sekundenschnelle eine kleine Geschichte erzählen - wobei es auf einen erkennbaren
Zusammenhang mit dem angepriesenen Produkt weniger ankommt als auf eine verblüffende
Pointe. Das Werbefernsehen zählt, o Graus, zu den bevorzugten Kunstgenüssen
zeitgenössischer Kinder. Das bürgt für seine Qualität. Mitunter verselbständigt
sich gar der Spot und wird erfolgreicher als das Produkt, das er vertritt. Das
ist dann Kunst, die sich durchsetzt. Nicht immer, aber immer öfter...
Als
Regisseur für Billie Jean, das erste
Video aus der Thriller-Serie,
engagierte Michael Jackson daher einen erprobten Werbefilmer: Steve Baron. Sein
Film illustriert nicht die Musik, sondern erzählt eine Geschichte. Aber mit dem
Text des Liedes (wo Michael bestreitet, der Vater von Billie Jeans Kind zu
sein), hat sie nichts zu tun! Sie zeigt - damals schon - Michael Jackson, der
von einem Schnüffler (Reporter? Detektiv?) verfolgt wird und sich immer wieder
in Nichts auflöst - das Ganze in mysteriös verhangenen Bildern und
rhythmisierten Sequenzen. Baron wollte keine Tanzeinlagen, aber Michael bestand
darauf: Das war's, was die Leute sehen wollten. Der Stilwandel von Motown 25 deutet sich schon an: Wirkte
er bis dahin wie ein Abziehbild aus dem Pop-Katalog, wird er hier erstmals zu
einer gebrochenen, fast zwielichtigen Figur.
Der
zweite Streich war Beat It,
inszeniert von Bob Giraldi - kein Werbemann, sondern schon ein
Hollywood-Regisseur. Diesmal paßt die Geschichte zum Lied. Zwei Straßengangs
ziehen gegeneinander ins Feld, doch als sie aufeinandertreffen, tritt Michael
dazwischen und verwickelt sie in einen wilden Tanz, die Schlacht fällt aus. Für
die Aufnahmen „holten wir uns einige der härtesten Banden von Los Angeles und
ließen sie in dem Video auftreten. Nun hatte ich mit wirklich harten Burschen
bisher ja nicht viel zu tun gehabt, und da wirkten diese Jungs auf mich anfangs
mehr als einschüchternd.“ Und unser Autor gibt zu: „Ich habe mich immer
gefragt, ob sie den Song so verstanden, wie ich ihn gemeint habe.“ Ach du
argloser Michael. Sollte die Zweideutigkeit deines Clips keine Absicht sein? Es
ist für den Zuschauer auch heute noch fraglich, ob die wüste Tanzorgie am Schluß
wirklich ein Lob auf Harmonie und Frieden sein soll, oder nicht doch eher eine ästhetische
Stilisierung des Straßenkampfs. To beat
it bedeutet umgangssprachlich „abhauen“. Aber wörtlich genommen, hieße es
eher „zuschlagen“...
Beide
Clips setzten neue Maßstäbe. Michael Jackson war zum King des Videoclips
geworden. Dem zollte die Branche Tribut. Der Fersehsender MTV, der seit 1981 rund um die Uhr Musikvideos ausstrahlt, hatte
sich bis dahin gesträubt, Stücke von schwarzen Künstlern zu senden: Sein
Publikum säße in den weißen Vororten, dem könne man mit schwarzer Kunst nicht
kommen. Das ließ sich nach Billie Jean
und Beat It nun nicht mehr
aufrechterhalten. Michael Jackson durchbrach das, was damals als Boykott der
schwarzen Musiker durch MTV aufgefaßt
wurde - und seither war davon nie wieder die Rede. Crossover ist eben mehr als
eine Stilfrage. Es ist auch ein kulturpolitisches Programm.
Und
nun also Thriller. Als Regisseur
wurde John Landis gewonnen, der sich Michael mit seiner Horror-Persiflage Ein amerikanischer Werwolf in
London empfohlen hatte. Nur ein Musikclip? Das war ihm zu wenig. Er wollte something more elaborate – „etwas
richtig Ausgearbeitetes“; und das wollte Michael auch. Der Streifen dauert vierzehn
Minuten - mehr als doppelt so lange wie das Lied. Für die Gruseleffekte war der
Maskenbildner Rick Baker verantwortlich. Inzwischen haben wir uns an
Computersimulationen aller Art gewöhnt, und schon die Kinder sind abgebrüht.
Aber damals haben viele vor Angst gekreischt, als der sanfte Michael im
Vollmondschein zu einer fauchenden Wildkatze mutierte! Das Kernstück des
Kurzfilms ist Michaels „zornig“-groteske Tanznummer mit einer Chorus-Line von Untoten: Der Stil von Motown 25 wird kanonisiert.
Die
endgültige Fixierung der Jacko-Figur geschah freilich nicht in der
Choreographie, sondern im Dramaturgischen. Denn immer, wenn im Film nach bewährtem
Hollywood-Rezept eigentlich die Liebesszene folgen müßte, fängt Michael an zu
zucken und zu würgen, und der nette Junge von nebenan verwandelt sich in eine
schreckliche Bestie. Ola Ray - so heißt
seine Partnerin - is not my lover! Doppeldeutigkeit ist
von nun an sein Programm, und es frappiert, wie ihm die knabenhafte Unschuld
ebenso zu Gesicht steht wie das anzügliche Grinsen des blutdürstenden Unholds.
Berühmt - und im Nachhinein pikant - ist folgender Dialog:
Er:
I've something to tell you.
Sie: Yes,
Michael?
Er: I'm not like
other guys.
Sie: Of course,
that's why I love you!
Er: No, I mean,
I'm different.
Auf
die Spitze getrieben wurde die Zwieschlächtigkeit des neuen Images durch eine
kommerzielle Verlegenheitslösung. CBS hatte die Produktionskosten für Michaels
Videos nicht mehr tragen wollen. Beat It
sollte schlieálich 150 000 $ kosten, das war der Plattenfirma (damals)
entschieden zu viel; alle weiteren Clips mußte Michael selbst finanzieren. Um
das Geld wieder reinzuholen, wurden alle drei Stücke zusammengepackt und als
Kassette zum Verkauf angeboten. Doch drei Musikclips sind ein bißchen wenig für
eine ganze Video-Kassette, und um sie Sache aufzurunden, schlug John Branca
vor, noch eine Dokumentation über die Dreharbeiten zu Thriller hinzuzufügen;
wie sich zeigen sollte, ein genialer Einfall. The Making Of Michael Jackson's Thriller wurde, mit über einer Million
verkauften Exemplaren, zum erfolgreichsten Musikvideo aller Zeiten, und das
Rezept hat Schule gemacht. Am besten paßt es aber immernoch zu seinem Erfinder:
Man sieht ihn mal im Vorder-, mal im Hintergrund hopsen, albern und rumtoben
wie auf dem Pause-hof. Dann wieder bleibt er - ganz Profi - auf ein
Fingerschnippen festgenagelt da stehen, wo ihn der Regisseur haben will. Ohne
Starallüren, dabei rück-ichtsvoll gegen die Kollegen, Künstler wie Techniker,
und immer noch ein bißchen aufgeregt, während er auf das Zeichen für seinen
Einsatz wartet. Man bekommt einen Geschmack davon, „wie er in Wirklichkeit ist“:
Es sind zwar keine intimen Blicke durchs Schlüsselloch, aber gestellt ist es
auch nicht. Man kann es sehen: Der ist wie ein Kind. Aber er ist auch ein
unerbittlicher Arbeiter, der genau weiß, was er will.
Nach
dem Grusel-Video ging Michaelmania überhaupt
erst richtig los. In den Billboard-Charts beendete Thriller das Jahr da, wo es begonnen hatte: auf Platz eins; einer
der vielen Rekorde, die er von nun an in Serie produzieren wird und die man gar
nicht aufzählen kann. Nur einer sei hier noch erwähnt, weil Michael so viel
daran gelegen war: die acht Grammy Awards
vom 28. Februar 1984. Welch glorreiche Revanche für das enttäuschende
Abschneiden von Off The Wall! Sieben
davon für Thriller und seine Singles.
Den achten Grammy, auf den er „am stolzesten“ war, erhielt er für The E.T. Storybook - als Beste
Schallplatte für Kinder. Und ins Guiness-Buch
der Rekorde hatte man Thriller inzwischen
auch eingetragen! Sogar die Druckmaschinen hatte der Verlag anhalten lassen, um
Michaels Triumph in die aktuelle Neuausgabe nachzutragen.
Während
all der Monate, wo Thriller die Hitliste anföhrte, lag bei CBS bereits ein weiteres
Jackson-Produkt auf Halde: Victory,
das neue Album von The Jacksons. Ach,
auch als Jacko, der er inzwischen
geworden war, gehörte Michael vertraglich ja immernoch zu einem
Familienunternehmen! Mit dem Fortgang von Motown war Joe Jackson wieder zum
wirklichen, nicht bloß nominellen Manager seiner Söhne geworden. Doch nachdem
er sich von Berry Gordy hatte austricksen lassen, mochte er sich gegenüber dem
mächtigen CBS-Konzern doch nicht mehr ganz auf sein eigenes Talent verlassen.
Er hatte sich das Erfolgs-Duo Ron Weisner und Freddy DeMann als Partner geholt.
Solange der Vertrag mit seinem Vater - und folglich der mit Weisner/DeMann -
noch lief, war Michael nicht sein eigener Herr; andere konnten für ihn
Engagements treffen. Gefallen hat ihm das nicht, aber als Profi hält er sich an
Verträge. Dem Victory-Album merkt man
an, daß es nicht aus Begeisterung geboren ist. Auch eingefleischte Fans reden über
die merkwürdige Platte nur in verlegenem Ton. Es ist, anders als seine Vorgänger,
keine Gemeinschaftsarbeit. Jeder der Brüder (außer Jermaine) hat seine eigenen
Stücke beigesteuert - probeweise, wie es scheint. Die Gruppe Toto hat hier und da mitgeholfen, aber wozu?
Es klingt doch, als hätten sich alle einer lästigen Pflicht entledigt. Nur zwei
Stücke sind erwähnenswert. Erstens State
Of Shock, komponiert von Michael - und sein einziges Duett mit Mick Jagger.
Es klingt auch eher nach Rolling Stones als nach Jackson-Funk. Wer's mag... Übrigens
bekommt es Mick Jagger - wie schon Paul McCartney - nicht besonders, sich dem
direkten Vergleich mit Michael Jackson auszusetzen. „Der kann ja nichtmal die
Tonart halten“, sagte Michael später. (Ursprünglich war Freddy Mercury, der
inzwischen verstorbene Lead-Sänger von Queen,
als Duettpartner vorgesehen. Angeblich hatten sie schon früher zwei oder drei
Stücke zusammen eingespielt, aber veröffentlicht wurde bislang nichts.) Das
zweite Stück, das - aber nur der Kuriosität halber - zu erwähnen wäre, ist Be Not Always; auch von Michael. Ein
sentimentales Klagelied ohne Rhythmusgruppe. Eine akustische (nicht elektrisch
verstärkte) Gitarre, eine Bratsche und - eine Harfe: das ist die ganze
Begleitung für Michaels absichtsvoll brüchigen Gesang. Wenn das ein Versuch
sein sollte - er ist miálungen. (Michael hat das Stück später auch nie wieder
erwähnt.)
Als
Victory schließlich am 2. Juli 1984
herauskam, war es dennoch ein Erfolg. CBS hatte abgewartet, bis sich die Verkäufe
von Thriller etwas normalisierten.
Das Album hat von Michaelmania profitiert. Man war noch bereit, kritiklos alles
zu bejubeln, was aus der Jackson-Ecke kam. Und das Duett mit Mick Jagger kam
immerhin auf Platz drei der Single Charts - schon wegen der Sensation.
Mittlerweile
waren aber entscheidende Veränderungen in der Firma Jackson eingetreten. Im Frühsommer
1983 hatte Michael seinen Vater gefeuert! Der Vertrag mit Weisner/DeMann war im
März ausgelaufen, es hatte zum Schluß noch viele Spannungen gegeben. Auch Michael
war mit ihnen unzufrieden: Als er keine Lust hatte, bei Motown 25 aufzutreten, hatten sie ihn in seiner Ablehnung bestärkt.
Aber wozu hat man Manager? Fehler kann man alleine machen. Den Manager braucht
man, um einen daran zu hindern. Nicht auszudenken, wenn Michael damals ihrem
Rat gefolgt wäre... Also verlängerte er ihren Vertrag nicht. Aber auch sein
Vertrag mit Joe (die Jackson-Kinder nennen ihren Vater nie Dad) lief kurz
darauf aus. Daß auch er entlassen würde, damit hatte Joe Jackson nicht gerechnet.
Waren denn seine Jungs ohne ihn nicht just
nuthin'? Was da im einzelnen alles passiert ist, liegt im Dunkeln. Es kam
wohl manches zusammen. Joe Jackson wußte sich nicht anders zu helfen als mit
einer öffentlichen Beschimpfung von Weisner und DeMann, in der auch
rassistische Akzente nicht fehlten. Die beiden sind nicht nur weiß, sie sind
auch jüdisch: Joe Jackson zeigte sich öffentlich als Antisemit. Michael war
angewidert. „Wenn ich ihn so reden höre, dreht sich mir der Magen um“, sagte er
in derselben Ausgabe von Billboard,
in der Joes Ausfälle zu lesen waren. „Ich weiß nicht, wo er das herhat. Ich für
mein' Teil bin farbenblind.“ Er heuere seine Leute nicht nach Hautfarbe,
sondern nach Talent an. Und er hat alle drei gefeuert, die zwei Weißen und den
Schwarzen. Sein Berater in geschäftlichen Dingen war nunmehr allein der Anwalt
John Branca. Im März des folgenden Jahres würde er Frank Dileo aus der
Werbeabteilung von Epic als seinen
Manager einstellen.
Aber
das Kapitel Jackso 5 ist damit immer noch nicht erledigt. Im November '83 wird
eine weitere Tournee der Jacksons
angekündigt - erstmals zu sechst, Jermaine ist mit dabei. Und Joe Jackson zieht
wieder die Fäden! Er hat eine großartige Idee. Als Veranstalter der Victory Tour engagiert er den (seit Axel
Schulz inzwischen auch in Deutschland berüchtigten) Box-Promoter Don King. Der
hat zwar vom Showbusiness keine Ahnung, aber dafür umso mehr vom Geldmachen;
und er hat die richtige Hautfarbe. Wieso Michael überhaupt mitgemacht hat, ist
unklar. Daß er eigentlich nicht wollte, daran hat er keinen Zweifel gelassen. „Ich
wollte nicht auf Tournee gehen und wehrte mich dagegen.“ Was hat ihn dann doch
bewogen? Einige Brüder waren finanziell arg in der Klemme, sie brauchten die
Einnahmen. Aber ausschlaggebend war wohl das Drängen der Mutter. Auch die
Eltern waren wiedermal so gut wie pleite, und das traf eben nicht nur Joe,
sondern auch Katherine. Ihr konnte Michael nichts abschlagen. Ohne ihn würde
die Tournee nicht halbsoviel einbringen, er mußte einfach mitgehen.
Joes
Hauptproblem war gelöst, nun konnte Don King loslegen. Seine Lieblingsidee war,
eine Limonadenfirma als Sponsor zu gewinnen, indem man ihr zusagte, bei den
Konzerten nur ihr Produkt zu verkaufen! Und er wurde fündig: Pepsi Cola war bereit, sich die Sache 5
Millionen $ kosten zu lassen. Aber da war schon das nächste Problem: Der
Vegetarier und Gesundheitsapostel Michael Jackson, der selber nur Mineralwasser
und höchstens mal einen Fruchtsaft trinkt, sträubte sich. „Ich selber trinke
diese ... nicht“, wird er zitiert, „und ich werde ganz bestimmt keinem andern
sagen, er soll sie trinken. Kindern schon gar nicht.“ Wieder mußte Katherine
ran. Es dauerte nochmal ein paar Tage, dann hatte sie Michael so weit. Immerhin
bestand er für sich auf einer Sonderklausel: Unter keinen Umständen werde man
ihn das Zeug trinken oder auch nur eine Pepsi-Dose anfassen sehen! Ein kurioser
Reklamevertrag, allerdings; aber einer mit Zukunft...
Am
30. November wurde die Tour in New York offiziell angekündigt. Die Präsentation
durch den großmäuligen Don King (er hatte Muhammad Ali gemanagt) fand Michael
Jackson so verheerend, daß er ihm tags drauf schriftlich untersagen ließ, in
seinem Namen zu reden, Engagements für ihn zu treffen oder Honorare für ihn
entgegenzunehmen. Es war klar: Das würde kein Zuckerschlecken werden. Und tatsächlich
wurde die Victory Tour nicht nur zu
einem spektakulären Publikumserfolg, der mit weit über zwei Millionen
verkaufter Eintrittskarten neue Maßstäbe setzte, sondern auch zu einer endlosen
Kette von Skandalen und häßlichen Unregelmäßigkeiten. Immer gings irgendwie ums
Geld. Nicht nur waren die Eintrittskarten unverschämt teuer, viel zu teuer für
Schulkinder, Michaels liebstes Publikum; auch hatte sich Don King für den
Kartenverkauf eine Art Lotteriesystem ausgedacht, wo jene Interessenten, die
leer ausgingen, das bereits eingezahlte Geld erst Wochen später zurückerhielten,
während die Zinsen inzwischen aufs Bankkonto der Veranstalter liefen; und das
waren bei der großen Nachfrage erkleckliche Summen. Nicht nur die Zeitungen -
selbst Fans fingen an, von Voracity Tour,
Verfressenheits-Tournee zu reden. Nun finden Joe und die Brüder zwar, Geld
stinke nicht. Aber Michael hatte so etwas zu seinem neuen Image gerade gefehlt!
Am 5. Juli 1984, dem Vorabend des Eröffnungskonzerts, tat er etwas Unerhörtes:
Er lud zu einer Pressekonferenz. Erst kündigte er eine Änderung des
Kartenverkaufs an; und dann erklärt er, daß er von seinem Anteil am Gewinn der
Tournee keinen Dollar einstecken, sondern alles für karitative Zwecke spenden
werde. Seinen Brüdern, die neben ihm am Tisch saßen, stand das Maul offen.
Es
wurde eine bombastische Multimedia-Show, mit belebten Monstern, Lichteffekten
und einer Kaskade von Special effects
- alles, was die Technik hergab. Um das Gefälle zwischen Michael und seinen Brüdern
zu verdecken, unkte die Presse! „Aber
der tollste Special effect von allen ist Michael Jackson“, schrieb süßsauer der
Rolling Stone, das New Yorker
Kampfblatt der Alt-Rocker, das nicht gerade zu seinen Verehrern zählt...
Im
Konzertprogramm fehlten merkwürdigerweise alle Stücke aus dem Album, dessen
Namen die Tournee führte: Victory. War man sich über dessen Qualität einig?
Oder war man sich, im Gegenteil, in allem viel zu uneinig? Bei den Dreharbeiten
für das Video zu Torture, der zweiten
Single-Auskoppelung, war es in New York zu einem Krach gekommen. Es war das
einzige Stück, das ein bißchen an die Gemeinschaftsarbeiten der früheren Alben
erinnerte: komponiert von Jackie, gesungen von Michael und Jermaine. Die beiden
zerstrittenen Sänger weigerten sich, in dem Video aufzutreten. Als Ersatz für
Michael mußte seine Wachsfigur herhalten! Er war damals sehr gereizt. Das
Tourneeleben in Hotelzimmern hatte er nie gemocht. Zwei Jahre lang hatte er,
selbst für seine Verhältnisse, ungewöhnlich viel gearbeitet - was man von den
Brüdern nicht sagen konnte. Er war erschöpft. Und doch machte er wieder die
Hauptarbeit. Er hat selber - wie seither bei jeder Tournee - das Programm der
Show und auch die Bühnenarrangements entworfen. Sogar an den Kostümen und der
Beleuchtung hat er mitgearbeitet. Aber „unsere Show gefiel mir nicht. Ich war
von Anfang an mit der Tournee unzufrieden. Ich wußte nicht, wie ich das
durchstehen soll. So kann man nicht auftreten.“ Jermaine hatte auf der Pressekonferenz
salbungsvoll verkündet, die gemeinsame Arbeit während der Tournee werde die
Wiedervereinigung der Brüder besiegeln. Das Gegenteil war der Fall. Michael
hatte das Familienunternehmen saniert, die Tour spielte einen Gewinn von 75
Millionen $ ein. Fünfundfünfzig Konzerte in fünf Monaten ! Jetzt war's genug.
Unter The Jacksons machte er drei
Kreuze. Während des Abschlußkonzerts der Victory-Tour
am 9. Dezember in Los Angeles gibt Michael die endgültige Trennung von seinen
Brüdern bekannt. „Das war unsere letzte und endgültige Show. Das waren zwanzig
lange Jahre, und wir lieben Euch alle.“
Er
konnte von Glück reden, daß die Tournee nicht sein hart erkämpftes neues Image,
das Bild des Jacko, dauerhaft beschädigt hat. Artur Goldman, der ihn als den Herold
von Kiddie Kulture begrüßt hatte, war
entsetzt: Ihr Bühnenauftritt, „fünf Macho-Figuren, posierend auf einer
schimmernden metallenen Plattform, die aus dem Bühnenboden emporsteigt - das hätte
aus dem Werbespot für ein neues Motorradmodell stammen können“. Der Billie Jean- und Beat It-Jacko als starker Mann unter starken Männern, wie irgendein
Dutzend-Rocker! Goldman fand, Michael Jackson gehöre überhaupt nicht mehr auf
die Bühne, sondern ins Video oder ganz ins Kino, das seien die Medien, für die
er, und die für ihn gemacht sind... Ja, aber die Bühne braucht er nunmal: „Da fühle
ich mich sicher, da kann mir nichts passieren.“
Viele
Fans halten es für Michaels größten Fehler, daß er sich je auf die
Pepsi-Werbung eingelassen hat. Aber es könnte sein, daß es gerade die
Pepsi-Spots waren, die die Schäden der Victory-Tour
neutralisiert haben. Sie erregten Aufsehen. Der Regisseur der beiden
60-Sekunden-Stücke war wieder Bob Giraldi, der Beat It gemacht hatte. Freunde aus der Branche, die es wissen mußten,
wie Spielberg, Brando und Fonda, hatten Michael abgeraten, sich für Reklame
herzugeben: Er sei dafür schon zu groß geworden, commercials würden ihn banalisieren. Aber da war der Vertrag! Zum
Glück hatte sich Michael den endgültigen Schnitt der fertigen Spots selbst
vorbehalten und darauf bestanden, daß sein Gesicht nur jeweils vier Sekunden
lang gezeigt würde. Zu sehen waren stattdessen die weißen Socken, der einzelne
Handschuh, die Sonnenbrille - lauter Gadgets, die jeder Fernsehzuschauer
identifizieren und zuordnen konnte, ohne nachdenken zu müssen. Ist nicht
Michael Jackson der Einzige, den die halbe Menschheit schon an seiner
Silhouette erkennt? Durch Mystifikation machte er die Pepsi-Spots, die zu einer
Verflachung seines Images hätten führen können, zu einer Feier seines Ruhms.
Zur
Melodie von Billie Jean sang er einen
neuen Text - in dem die Aufforderung „trink Pepsi“ nicht vorkommt. Die Spots
waren so beliebt, daß MTV sie sogar
kostenlos ausstrahlte - und die Zeitungen sie im regulären Fernsehprogramm ankündigten!
Es herrscht ja ein Dauerkrieg zwischen dem Marktführer Coca und dem Ewigen Zweiten Pepsi.
Mit Michael Jackson unternahm Pepsi den Angriff auf Platz eins. Tatsächlich
geriet Coca so in Bedrängnis, daß sie den größten Fehler begingen, den die
Geschichte der Werbebranche verzeichnet: Sie nahmen die charakteristisch
geschwungene Coca-Flasche vom Markt
und ersetzten sie durch ein Allerwelts-Wegwerf-Produkt! „Aus welchem Grund hat
Coke nach neunundneunzig höchst erfolgreichen Jahren seine Formel geändert?“
fragt Pepsis Boss Roger Enrico prahlerisch. „Zwei Worte: Michael Jackson!“ Das
Schlüsselwort der Werbekampagne hieß the
Pepsi generation - die Wahl zwischen Pepsi und Coca sollte zu einer
Generationenfrage stilisiert werden. Und um das glaubhaft zu machen, holte man
sich den, der die „neue Generation“ ganz allein verkörperte - Michael Jackson.
Da darf man wohl fragen: Machte er Reklame für Pepsi - oder trug nicht vielmehr
Pepsi Jackos Bild rund um den Erdball?
Besonders
aufsehenerregend war aber ein ganz ungeplantes Ereignis - Michaels Unfall bei
den Dreharbeiten zum zweiten Spot. Das war am 27. Januar 1984. Er sollte
zwischen Magnesiumblitzen eine Treppe heruntertanzen. Es war nach vier Tagen
Dreharbeit die letzte Szene. Bob Giraldi war nicht zufrieden. Ein ums andre Mal
ließ er wiederholen. Michael sollte dichter ans Feuerwerk heran. Und dann
geschah es: In Michaels kunstvoll zerzaustes Haar fiel ein Funke. Es dauerte
ein paar Sekunden, ehe die Leute auf dem Set begriffen, daß die Stichflamme, die
aus seinem Kopf schoß, nicht zum Schauspiel gehörte - denn auch Michael selbst,
jeder Zoll Profi, tanzte zunächst weiter, und erst, als er zu Boden stürzte,
begriff die Crew die Situation. Miko Brando, Marlons älterer Sohn - Michaels
Leibwächter, Privatsekretär und einer seiner wenigen Vertrauten - stand ihm am
nächsten. Er erstickte die Flamme mit den Händen und verbrannte sich die
Finger. Im Cedar Sinai Krankenhaus werden an Michaels Kopfhaut Verbrennungen
zweiten und dritten Grades bis fast auf den Schädelknochen festgestellt. Man
verlegt ihn in das Brotman Memorial
Hospital, ein Zentrum für Verbrennungsopfer, dessen Patienten Michael
gerade zweieinhalb Wochen zuvor einen Besuch abgestattet hatte. Obwohl er schon
am nächsten Tag entlassen wird, findet ein gewaltiger Medienauftrieb statt. Das
Telefon ist Tag und Nacht blockiert, alle wollen ihm gute Besserung wünschen.
Selbst US-Präsident Ronald Reagan und seine Faru Nancy schreiben ihm einen
Brief. (Am 14. Mai werden sie ihn sogar offiziell im Weißen Haus empfangen -
wegen seines Einsatzes für eine Kampagne gegen Alkohol im Straßenverkehr.)
Pepsi zahlte anderthalb Millionen Dollar Schmerzensgeld, und Michael spendete
sie dem Brotman Hospital, das eine neue Station einrichten konnte - die seinen
Namen trägt. Er wird das Brotman noch öfter besuchen müssen, denn es werden
mehrere Folgeoperationen nütig, um seine Kopfhaut wiederherzustellen.
Allerdings wird er dauerhaft unter Schmerzen leiden. Anfangs weigerte er sich,
Chemie zu schlucken. Aber schließlich ging es nicht mehr ohne. Seine
Medikamentensucht, von der neun Jahre später noch viel geredet werden soll,
nahm damals ihren Anfang.
Michael
Jackson hat zwar, wie Quincy Jones berichtet, schon am Tag nach dem Abschluß
der Aufnahmearbeiten zu Thriller mit
der Arbeit an seinem nächsten Album begonnen – „buchstäblich am nächsten Tag“.
Aber bis es dann wirklich erscheint, vergehen fast fünf Jahre. Michael ist eben
ein Perfektionist. Wenn man den Gerüchten glauben kann, dann liegen in seinem
Panzerschrank ein paar hundert fertig abgemischter Songs. Aber nichts kommt
heraus, bevor er nicht restlos damit zufrieden ist. Nach dem historischen
Triumph von Thriller steht er aber
nicht länger unter Erfolgsdruck. Er braucht nichts mehr zu beweisen. Und das
Verhältnis zu CBS hat sich mittlerweile umgekehrt. Jetzt ist er der Boß. Er
bestimmt, was gemacht wird. Endlich hat er control.
Nicht
er muß bitten, daß man ihn machen läßt, sondern er ist es, der von nun an
gebeten wird. In England hatte der Sänger und Produzent Bob Geldof die
Initiative Band Aid ins Leben
gerufen, um den Hungernden in Afrika zu helfen. Alle namhaften britischen Popkünstler
hatten sich zusammengetan und eine Platte besungen, deren Erlös nach Afrika
ging. Harry Belafonte wollte dem Beispiel in Amerika folgen. Quincy Jones wurde
als Producer angesprochen - und sagte zu. Durch ihn stieß Michael Jackson zu
dem Projekt. Lionel Richie, der einst im Vorprogramm der Jackson 5-Tournee
aufgetreten war, sollte gemeinsam mit Stevie Wonder ein Lied schreiben, das von
den größten Stars des amerikanischen Showbiz gesungen würde. Aber Stevie hatte
wenig Zeit, die Sache kam nicht voran, und Michael sprang ein. Richie brachte
zwei Rohentwürfe mit, aber sie verbrachten viele Stunden mit Plaudereien über
die frühen Jahre. Schließlich wurde die Zeit knapp, Michael nahm Richies Demo-Bänder
mit nachhaus und komponierte – „über Nacht“, wie er erzählt - das Lied We Are The World, eine suggestive
Gospel-Hymne im Balladenton. Am 28. Februar 1985 versammelte sich alles, was in
der amerikanischen Pop-Welt Rang und Namen hat, in A&M's Lion Share Studios [in L.A.], vierundvierzig an der
Zahl, um United Support of Artists for
Africa aus der Taufe zu heben. Quincy Jones hatte am Ein-gang zum Aufnahmeraum
ein Schild angebracht: „Laß Dein Ego vor der Tür!“, und er brauchte sein ganzes
Talent, um alle Eitelkeiten unter einen Hut zu bringen: Harry Belafonte, Ray
Charles, Bob Dylan, Al Jarreau, Cindy Lauper, Bette Midler, Willie Nelson,
Lionel Richie, Smokey Robinson, Kenny Rogers, Diana Ross, Bruce Springsteen,
Tina Turner und Stevie Wonder - um nur die in Europa bekanntesten zu nennen.
Und die halbe Jackson-Familie: Jackie, Tito, Marlon, Randy, LaToya. Jeder singt
in seinem Stil, so wie er's gewohnt ist, Quincy dirigiert und Michael macht den
Stimmführer.
We
are the world.
We
are the children.
We
are the ones to make a brighter day,
So
let's start giving.
There's
a choice we're making,
We're
saving our own lives.
It's
true, we make better days,
Just you and me.
Es
ist der Urtyp der Kinderhymne - eine Spezialität von Michael Jackson. Und das
heimliche Lieblingsstück zahlloser Fans; namentlich der jüngsten. Am
Karfreitag, dem 5. April 1985 wurde es rund um die Welt von über 8000
Radiostationen gleichzeitig über den Äther geschickt. Der Verkaufserlös der
Platte ging in das damals von einer Hungersnot heimgesuchte Äthiopien. Bis
heute wurde die Single 80 Millionen Mal verkauft und ist damit der erfolgreichste
Tonträger aller Zeiten. Der Betrag, den USA
for Africa nach Äthiopien schicken konnte, belief sich auf rund 200
Millionen Dollar. Es wurden T-Shirts, Buttons, Bücher, Videos von der
Aufnahmesitzung und auch ein eigenes Album herausgebracht, auf dem außer We Are The World unveröffentlichte Stücke
mehrerer Teilnehmer zu hören sind. Allerdings keins von Michael Jackson. Wohl
aber von Prince, der aus heute nicht mehr zu klärenden Gründen seine Mitwirkung
an We Are The World abgesagt hatte.
Daß er sich unter so vielen Berühmtheiten fehl am Platz gefühlt habe, ist wohl
nur ein unfreundliches Gerücht. Eine Kuriositt am Rande: Das Life-Magazin hatte exklusiv über die
Jam-Session der vierundvierzig Pop-Stars berichtet. Es veröffentlichte u. a.
ein Photo, auf dem Michael Jackson zum Entsetzen seiner Fans mit... einer Büchse
Budweiser in der Hand zu erkennen
war! Fehlbar - auch er?
Nach
USA for Africa zog sich Michael
Jackson völlig zurück. Spätestens an diesem Punkt kommt sein Biograph in
Verlegenheit. Wenn dieser Star nicht auf der Bühne steht, wenn er keine Platte
herausbringt und kein Video dreht, weiß man nicht recht, worüber man schreiben
soll: Die äußeren Ereignisse fehlen. Führt er denn kein Privatleben? Der Tag
hat vierundzwanzig Stunden, irgendwas muß er doch tun! Es gab viel Klatsch,
aber nur über Belangloses.
Ein
Bild von Michael Jacksons persönlichen Schicksalen haben wir nur, solange er
klein war. Ein Kind führt sein Leben noch nicht allein, viele andere haben
Einblick, wenn sie ein Wörtchen mitzureden haben. Die haben später geplaudert.
Seine Kindheit ist auch der einzige Lebensabschnitt, von dem er bislang selber
zu erzählen bereit war - sofern sie nämlich ausgefallen ist. Nach dem Weggang
von Motown werden die Auskünfte über Privates immer spärlicher. Seit er seine
Angelegenheiten selber in der Hand hält, sieht es so aus, als habe sich nicht
mehr viel getan. Von Stagnation reden die weniger gutwilligen unter den
Chronisten - weil man nichts weiß.
Man
sagt, die Stars des Showgewerbes führten alle ein Doppelleben; eins fürs
Publikum und eins für sich. Aber das ist banal. Jeder Angehörige der bürgerlichen
Gesellschaft tut das - nämlich sobald er erwachsen ist. Ja, das macht seine
Erwachsenheit geradezu aus: ein ernstes Leben für öffentlich vertretbare
Zwecke, und daneben ein intimes, für das er niemand Rechenschaft schuldet - und
das auch ruhig unernst bleiben darf. Die Stars der Unterhaltungskunst schieben
aber noch ein drittes Leben dazwischen, ein „Privatleben für die Öffentlichkeit“,
das selber Performance, Vorführung ist.
Erstens
gibt's da einen Berufsstand, der das braucht: Reporter und Fotografen leben
davon, denen muß man was anbieten, damit sie einen da in Ruhe lassen, wo es
wirklich privat wird. Aber der Star braucht es auch. Das Produkt, das er
verkauft, ist nicht nur die einzelne Darbietung, sondern sein Image als ihr
tragender Grund. Das muß unterhalten werden, und wenn schon nicht immer durch
Kunst, dann durch Klatsch.
Seit
Little Michaels Metamorphose zum Jacko gehört zu seinem Image freilich das Rätselhafte.
Er ist nicht mehr einer unter anderen, an deren Elle er sich messen ließe,
sondern er ist allein über allen. Er muß sich abheben, und seither heißt es: „Nach
Thriller hat er abgehoben.“ Die Hohe Schule der Mystifikation hatte er bei
Motown studiert, Berry Gordy fand einen begabten Schüler; ein weiterer „bungsplatz
waren die verschwiegenen Zeugen Jehovas. Die Selbststilisierung zum Extraterrestrian, zu einem, der nicht
mehr ganz von dieser Welt ist, gehört zur Kunstfigur Jacko. Aber mit den Kostümen
ist es so: Es reicht nicht, wenn sie funkeln, sie müssen auch passen. Wie hat
Michael Jackson seine Aura des unnahbar Geheimnisvollen so lange gegen die
Neugier der Welt behaupten können? Des Rätsels Lösung - sein Privatleben ist
privat im strengen Wortsinn: Er teilt es mit niemand. Er war in Isolation
aufgewachsen, er kannte es nicht anders. Es hätte einer großen Kraft bedurft,
etwas neues zu wagen - einer, die ihn lockt oder treibt. Doch was ihn zurückhielt
war stärker.
Er
ist schüchtern, das sagt jeder, der ihm begegnet ist. Er fählt sich von den
Leuten bedroht. Vom Publikum, jener hysterischen, kreischenden Menge, die Tag
und Nacht das Haus in der Hayvenhurst Alley belagert: „Ich weiß, daß sie mir
nicht wehtun wollen, aber sie tun's. Sie greifen nach mir, sie ziehen an den
Haaren. Jeder will ein Stück von mir, ich komm mir vor wie Spaghetti zwischen
ihren Fingern.“ Zwar kann er ohne Publikum nicht leben, er ist süchtig danach;
aber es macht ihm Angst.
Bedroht
auch von den Künstlerkollegen: Für die Karriere würden sie Vater und Mutter
verkaufen, sie lächeln dich an und kalkulieren gleich ihren Gewinn. Auch bei
denen, die ihre Karriere schon hinter sich haben, fragt er sich immer: Lieben
sie ihn, oder blendet auch sie nur sein Ruhm? Ja ja, Erfolg macht einsam. Nur -
Mißerfolg macht einsamer. Die Chance, nur um seiner selbst willen geliebt zu
werden, ist dem größten Star aller Zeiten ein für allemal verbaut. Von
Kindesbeinen an wußte er ja, daß er nur dann etwas galt, wenn er auftrat.
Ansonsten war er - just nuthin'.
Maria Callas, die „berühmteste Frau ihrer Zeit“, war von ihrer harten und
ehrgeizigen Mutter auch schon als Kind zum Star dressiert worden: „Sie liebte
mich nur, wenn ich sang!“ Freundschaft hat auch sie nicht kennengelernt. Und so
blieb sie noch in der Ehe einsam.
Die
alternden Hollywood-Stars, die er gelegentlich aufsucht, gehören zu den
wenigen, die keine Gefälligkeit von ihm erwarten - sie sind selbst berühmt.
Darum können sie unbefangener mit ihm verkehren als andere. Aber das, worauf es
ihm am meisten ankommt, können sie nicht. Seit er erreicht hat, was man als Showstar
überhaupt erreichen kann, fühlt er schmerzhaft: Das war nicht alles, was ihm
gefehlt hat. Es blieb ein Stachel, den auch der Ruhm nicht ziehen konnte.
Sicher ist er von Ehrgeiz zerfressen, und er wird immer wieder versuchen, auch
den größten Star aller Zeiten noch zu überbieten. Aber während er hinter seinen
eigenen Rekorden herhetzt, sieht es auch so aus, als liefe er vor etwas davon.
Immer tiefer ist Michael Jackson überzeugt: Wenn es ihm nicht gelingt, jenen
Hohlraum zu füllen, den er seine „gestohlene Kindheit“ nennt, wird er nicht zur
Ruhe kommen und würde er seine Einsamkeit nicht los: „Ich glaube, daß ich
niemals völlig glücklich sein werde.“
Was
gewesen ist, läßt sich nicht ungeschehen machen, und was einmal versäumt wurde,
läßt sich nicht nachholen. Doch immer wieder tut er so, als ob. Es ist als wenn
man seinen Durst mit Salzwasser löscht. Es waren ja nicht bloß die Spiele der
Kindheit, die ihm entgangen sind, like
pirates and kings on the throne. Es ist die Freundschaft. Zwar versucht er
ständig, sie nachzustellen. Stets sieht man ihn seither in Begleitung eines best buddy, eines „besten Freundes“,
aber er muá immer wieder von vorn anfangen. Warum? Weil die Kinderfreundschaft
nunmal nicht dauert und keine „Erfüllung“ ist, sondern - sich auswachsen muß.
Oder ist es gerade das Vorläufige, Vorübergehende, das Michael Jackson an
dieser Art „Beziehung“ festhält?
Man
hört gelegentlich, Schwermut sei nichts anderes als Angst vor der Einsamkeit.
Genauer gesagt, Angst vor dem Alleingelassenwerden. Wer sich heftiger nach
Gebundenheit sehnt als die andern, hat auch mehr Furcht vor dem Scheitern. Er
will zwar, aber dann zuckt er zurück: „Es würde mir schwerfallen, von einem
anderen Menschen so abhängig zu sein“, sagt Michael Jackson über die Ehe, und man
erkennt, daß control wohl noch etwas
mehr bedeutet als nur ein geschäftliches Prinzip. Zu den Merkmalen der
Erwachsenheit gehört anscheinend das Bedürfnis, tonangebend im Seelenleben
eines andern zu hausen. Die Freundschaften mit Kindern mögen dagegen in mancher
Hinsicht unbefriedigend sein, doch den einen Vorzug haben sie: Die Gefahr,
angeeignet zu werden, ist gering.
Also
wohnte er weiterhin in dem zum Hochsicherheitstrakt ausgebauten und von
Wachposten umstellten Familiensitz in der Hayvenhurst Alley - mit den beiden
Eltern und den Schwestern LaToya und Janet. Janet hatte während der Victory-Tour geheiratet, und für ein
paar Wochen - sie ließ sich schon bald wieder scheiden - wohnte ihr Ehemann
James DeBarge bei den Jacksons. Er erzählt davon, „was für eine kummervolle,
einsame Gestalt Michael Jackson ist. Wie ein Gespenst wandert er durchs Haus
auf der Suche nach Freundschaft.“ DeBarge neigt zum Dramatisieren, und Michael
durchwanderte nicht nur das Haus in Encino. Er igelte sich diesmal auch nicht
in seinem verdunkelten Zimmer ein. Von Rick Baker, dem Maskenbildner des Thriller-Videos, hatte er sich Schmink-Utensilien
für rund zehntausend Dollar beschaffen lassen, derer bediente er sich nun.
Verkleidet trieb er sich in der Gegend rum, und des Morgens in aller Frühe, bei
Sonnenaufgang, habe man ihn manches Mal auf dem Rad durch die Straßen von L.A.
kreuzen sehen, heißt es; nicht verkleidet, sondern in schlabbrigen Jeans und
verschmuddeltem T-Shirt, wie er es liebt. Fotos gibt's davon freilich nicht...
Daß
er nach Freundschaft suchen muß, ist nicht mehr ganz richtig. Er hat jetzt
Freunde, und die lädt zu sich ein. Kinder. Und wenn er sich doch mal in der Öffentlichkeit
blicken läßt, sind sie dabei - seit damals eigentlich immer. Die meisten haben
irgendwie mit dem Showgeschäft zu tun, sind Kinder von Geschäftspartnern oder
stehen selber schon auf der Bühne. Lange Zeit war sein ständiger Begleiter
Emmanuel Lewis, der zwergwüchsige Star der Familienserie Webster. Er war so winzig, daß Michael ihn meistens auf dem Arm
trug, er war überall dabei, selbst bei geschäftlichen Besprechungen. Brooke
Shields, die man damals an seiner Seite sah, wenn er aus öffentlichem Anlaß mal
seine Einsiedelei verließ, soll es gar nicht geschätzt haben, seine Aufmerksamkeit
stets mit Webster zu teilen. Ein weiterer best
buddy war der zwölfjährige Alfonso Ribeiro, der bereits am Broadway getanzt
hatte und im ersten Pepsi-Spot Michaels Partner war. Lange dauern diese
nachgestellten Kinderfreundschaften nie, aber darum sind sie nicht minder
heftig.
In
dieser Zeit beginnt Michael Jackson eine Übung, der er bis heute treu geblieben
ist. Er geht in Kinderkrankenhäuser, um die kleinen Patienten aufzuheitern. „Es
macht mich glücklich, ein wenig Freude in ihr Leben zu bringen, einfach indem
ich auftauche und mit ihnen rede, ihnen zuhöre und sie ein bißchen tröste.“ Er
gibt viel Geld aus für die Ausstattung von Kinderkliniken. Auch für medizinisches
Gerät. Aber meistens für die Einrichtung von Spielzimmern. Nicht immer teilen
aber die Ärzte seine Meinung, daß Frohsinn für die Heilung ebenso nötig ist wie
Medizin.
„Manchmal
besuchen mich kranke Kinder zu Hause oder in meinem Hotelzimmer, wenn ich
unterwegs bin. Die Eltern rufen mich an und fragen, ob ihr Kind mich für ein
paar Minuten besuchen könnte.“ Eine dieser Begegnungen hat ihn nachhaltig beeindruckt.
Die Brass Ring Society hat sich zum
Ziel gesetzt, todkranken Kindern einen letzten Wunsch zu erfüllen. Der
vierzehnj„hrige David Smithy war unheilbar an Zystischer Fibrose erkrankt,
einem Geschwulstleiden. Sein großer Traum war, Michael kennenzulernen! Er kam
nach Hayvenhurst, besichtigte Michaels Zoo, veranstaltete ein Interview mit
ihm, und sie verbrachten den ganzen Nachmittag mit Videospielen. Schließlich
schenkte ihm sein Idol die Original-Lederjacke aus dem Beat-It-Video. Der Junge starb sieben Wochen später und wurde einer
der Widmungsträger auf dem Victory-
und dem Bad-Album.
Damals
ging durch die amerikanischen Blätter die Geschichte von dem „Jungen, von dem
keiner was wissen will“. Der bluterkranke Ryan White hatte sich im Alter von
elf Jahren an einer verseuchten Blutkonserve mit AIDS angesteckt. Über die Übertragbarkeit dieser noch ganz neuen
Krankheit wurde damals viel phantasiert, selbst eine Türklinke war schon verdächtig.
Binnen kurzem war der kleine Junge vällig isoliert, sogar von seiner Schule
hatte man ihn verwiesen. „Michael hat von Ryan erfahren wie alle andern - aus
der Zeitung“, erzhlt Jeanne White, die Mutter, Jahre später. Er beauftragt
seine Leute, die Whites in ihrem Haus in Cicero, Illinois anzurufen und zu
fragen, „ob Ryan irgendwas braucht“. Der wünscht sich eine Stereo-Anlage. „Die
Boxen waren fast so groß wie Ryan“, schwärmt die Mutter. Irgendwann ruft
Michael selber an. „Sie haben sich schnell angefreundet. Sie hatten viele
gemeinsame Interessen, wissen Sie. Spielzeug zum Beispiel. Nicht zum Spielen -
nur zum Sammeln.“ Immer öfter ist Ryan zu Gast bei Michael, erst in
Hayvenhurst, später auf Neverland.
Jeanne begleitet den kranken Sohn. Worüber haben sie geredet? „Mama, das ist
privat“, pflegte Ryan zu sagen. „Ich traue ihm, und er traut mir. Darum sind
wir Freunde.“ Nur eines weiß die Mutter sicher: „Sie haben nicht in ihren
jeweiligen Problemen gestochert. Über eines wurde nie gesprochen: daß Ryan AIDS
hatte und daß Michael berühmt ist.“ Die rührende Geschichte hat aber was
Schauriges. Was mochte der todgeweihte Junge von Michael Jackson schon anderes
erwarten als bloß Freundschaft? Vor dem mußte er sich also nicht in Acht nehmen.
Ryan White starb am 8. April 1990, gerade achtzehn Jahre alt.
Jeanne
White hat Michael Jackson rein privat kennengelernt, ohne Verbindung zum
Showbiz. „Michael ist ganz und gar nicht seltsam“, sagt sie. „Er ist ein
zutiefst scheuer Mensch und es fällt ihm schwer, mit andern Leuten zu kommunizieren.
Das kommt wohl daher, wie er in der Öffentlichkeit angesehen wird.“ Aber sie fügt
hinzu: „Irgendwie wirkt er bedrückt.“ Auch Leute aus der Branche haben sich
immer wieder gegen das Wacko-Jacko-Image
(engl. wacky: meschugge) gewandt, das
die Presse ihm zu jener Zeit anzuhängen begann. „Wenn man bedenkt, wie er
aufgewachsen ist, ist er sogar überraschend gesund. Ich wünschte, er wär mein
kleiner Bruder“, sagt etwa Quincy Jones. Allerdings, „Kindern traut er mehr als
Erwachsenen.“ Ein deutscher Journalist, der das seltene Privileg genießt, hin
und wieder bei Hofe vorgelassen zu werden, sekundiert: „Da könnten Sie Ihr
blaues Wunder erleben! Verglichen mit manchem andern Popstar ist er privat fast
erfrischend normal - und da kenn' ich einige.“
Aber
alles war nicht aus den Fingern gesogen, was die Klatschpresse gedruckt hat.
Seit dem Frhjahr 1984 sorgte Frank Dileo aus dem Hause Epic als Manager für Michaels öffentliches
Ansehen. Und der konnte es nicht „bizarr“ genug haben (doch auch Michael schätzt
dies Adjektiv). Die Fotos, die Michael Jackson in einer Sauerstoffkammer
liegend zeigen, wurden dem National
Enquirer direkt von seinem Management zugespielt, beteuert dessen Herausgeber,
und als sie die Bildqualität beanstandet hätten, habe man prompt eine
verbesserte Vorlage nachgereicht. Dileo versicherte der Öffentlichkeit
sogleich, daß Michael natürlich nicht in dieser Kammer schlafe; das Foto sei während
eines seiner Besuche im Brotman-Zentrums für Verbrennungsopfer entstanden...
Mit dieser und ähnlichen Geschichten kitzelte er bewußt die Vorurteile des
Durchschnittspublikums, das gern Genie mit Wahnsinn assoziiert (um Mittelmaß
mit Normalität gleichsetzen zu dürfen). Da Michael die Presse nicht, wie andre
Stars, mit einem „öffentlichen Privatleben“ bedienen wollte und konnte, mußten
die Klatschgeschichten fix und fertig angeliefert werden. Keine davon war
wirklich bösartig, auch nicht das, was die Blätter hinzuerfanden. Zum Beispiel,
daß er stundenlang zwischen einem halben dutzend Schaufensterpuppen sitze, die
mit seinen Phantasiekostümen angetan sind, und mit ihnen Zwiesprache halte. „Die
sind auch nicht anders als andre Leute“, konnte Michael da spotten, „außer daß
sie einen nicht um Gefälligkeiten bitten!“ Doch wenn auch nicht bösartig - auf
die Dauer mußte solches Gerede nicht nur den (gewollten) Eindruck des
Jenseitigen, sondern auch den (ungewollten) des Unzurechnungsfähigen erwecken.
Als Frank Dileo nach fünf Jahren ohne Erklärung gefeuert wurde, vermuteten
manche hier die Ursache...
An
seinem Image als Außer-, gar „berirdischer arbeitet Michael Jackson seither
freilich selber eifrig weiter. Eine vorzügliche Gelegenheit dazu bot sich 1986.
Die Walt Disney Company suchte nach
einer neuen, ultimativen Attraktion für ihre Freizeitparks in Florida und
Kalifornien. Walt Disney ist neben Charly Chaplin und Fred Astaire eins von
Michaels Idolen; und er selber war nach (oder schon vor?) Mickey Mouse das größte
Idol der Kinder... Was lag da nahe? Eben: ein avantgardistischer Tanz- und
Musikfilm mit Michael Jackson! Geld spielte keine Rolle, das Beste war gerade
gut genug. Man holte Francis Ford Coppola, den Regisseur von Apocalypse Now, als Produzenten. George
Lucas, der den Krieg der Sterne
realisiert hatte, führte Regie. Es wurde eigens ein völlig neues 3D-Verfahren
entwickelt. Der ganze Spaß soll runde 30 Millionen Dollar gekostet haben. Wegen
des technischen Aufwands kann Captain EO
- so hieß das Produkt schließlich - bis heute nur in den Spezialkinos der
Disney-Parks gezeigt werden. Das Stück dauert gerademal siebzehn Minuten und
spielt irgendwo im Weltraum. Dort auf dem Finsteren Planeten herrscht die
Hexenkönigin, dargestellt von Anjelica Huston, Hollywoods Gruselfrau No 1.
Captain EO ist eine Art fahrender Weltraum-Ritter, der singend und tanzend die
von den Hexen geknec-teten Massen aus ihrer Bedrückung führt - und dann
weiterzieht. Die futuristische Umgebung und die atemberaubenden Trickbilder
erlauben Michael, sich zum Träger einer Botschaft zu stilisieren:
We're
taking over. We have the truth.
The
final message we bring to you.
Don't
point your finger, not dangerous!
This
is our planet, your one of us!
We're
sending out a major love,
and
this is our message to you:
The
planets are lining up,
we're
bringing brighter days,
they're
all in line, waiting for you.
Can't
you see?
You're
just ANOTHER PART OF ME!
Es
wird viel gespöttelt über seine message.
„Er ist die ganze Botschaft, hinter der nichts anderes steckt als wieder er“,
unkte DIE ZEIT über das „Weltkulturgut“
Michael Jackson. Und so gehässig es gemeint war, trifft es doch den Kern: Bei
aller persönlichen Bescheidenheit, die ihm nachgesagt wird, glaubt Michael
Jackson an seine Sendung: „Ich glaube, daß Gott die Menschen für bestimmte
Aufgaben auswählt. Ich habe gerade erst die Oberfläche der eigentlichen
Bestimmung meines Hierseins gestreift. Ich gehöre ganz meiner Kunst. Meine Aufgabe
ist, die Menschen zu unterhalten. Ich wüßte nicht, was ich sonst tun könnte.“
Was
soll nun aber Unterhaltung mit einer göttlichen „Botschaft“ zu tun haben?!
Michael Jackson hat sich seinen Beruf nicht aus mehreren Möglichkeiten ausgewählt.
Er ist ihm selbstversändlich, weil er nie etwas anderes gemacht hat. Und ganz
selbstverständlich bedeutet Unterhaltung für ihn: die verbohrten und
erschlafften Herzen der Menschen erheitern und neu in Gang setzen. Eine Art Reinigung
der vergreisten Gemüter. Und wenn erst die Menschen besser werden, dann sicher
auch ihre Welt...
Die
Kinder aber, die ihm das liebste Publikum sind, die will er anmachen und
aufstacheln, damit sie gar nicht erst Staub ansetzen. Sie sind seine Hilfstruppe.
Ihren Platz in der Welt ausbauen und befestigen, das wäre das beste Tonikum, um
unter all der erwerbsfleiáigen Routine the
playfulnis of Life, die Verspieltheit des Lebens wieder freizulegen: „Und
darum liebe ich Kinder und lerne so viel von ihnen, wenn ich mit ihnen
zusammenbin. Ich habe erkannt, daß die Probleme der Gegenwart - von der
Kriminalität in unsern Städten bis zu den großen Kriegen, vom Terrorismus bis
hin zu unsern überfüllten Gefängnissen - daher stammen, daß Kindern ihre
Kindheit gestohlen wird. Die Magie, das Wunder, das Geheimnis und die Unschuld
von Kinderherzen bergen eine Kreativität, die die Welt heilen wird“, erzählt er
bei einer seiner raren Ansprachen anläßlich der Grammy Awards 1993 einem staunenden Publikum. Und für Zweifler fügt
er hinzu: „Das glaube ich wirklich.“
In
die Zeit von Captain EO dürfte
auch Michael Jacksons Abrechnung mit den Zeugen Jehovas gefallen sein. „Ich
stehe auf der Bühne, seit ich denken kann“, hat er einmal gesagt. Aber
mindestens ebensolange stand er im Banne der Bibelforscher-Sekte. Von all den
Erweckungs- und Wiedertäuferbewegungen, die seit dem Bürgerkrieg die ländlichen
Regionen Amerikas überollen, waren die Zeugen Jehovas die radikalste und die -
langlebigste. Sie lehnen es ab, schon Kinder zu taufen - denn die Taufe ist für
sie keine von einer Amtskirche verliehene Würde, sondern das äußere Zeichen
eines persönlichen Bekehrungserlebnisses. Sie leben in unmittelbarer Erwartung
des Tausendjährigen Reichs, in das freilich nur die Angehörigen ihrer
Gemeinschaft Eingang finden - denn die andern werden mit unserer alten Welt
untergehn. Alle Verstrickung mit den weltlichen Mächten - und also jegliche
Politik - weisen sie von sich: Der „Verkündiger“ hat sich innerlich für das
Reich Gottes bereit zu machen, sonst nichts. Der Grad seiner Bereitschaft
erweist sich aber an seiner Fähigkeit, andere Menschen zu „erwecken“. Daher ihr
aggressiver Propagandismus. Daher aber auch das totalitäre System gegenseitiger
Gewissenskontrolle, das sie in den Augen der Welt in die Nähe moderner
Psychosekten rückt.
Michael
Jackson hatte sich 1981 taufen lassen, im Alter von 23 Jahren. Aber der, der
wie kein anderer in der profanen Welt wirkt, mußte früher oder später mit dem
engherzigen, selbstgerechten und hochmütigen Geist der Sekte in Konflikt
geraten. Sein erster großer Zusammenstoß mit den „Ältesten“ kam mit dem Thriller-Video. Es mußte ein disclaimer vorangestellt werden, in dem
Michael versichert, „in keiner Weise dem Glauben an das Okkulte Vorschub
leisten“ zu wollen. Aber es war klar, daß der größte Star aller Zeiten nicht
lange in die Zwangsjacke dieser weltfeindlichen Eiferer passen würde. Zwar war
er mit Politik zeitlebens nicht in Berührung gekommen, selbst das Rassenproblem
kannte er nur aus den Erzählungen anderer. Aber bei seinen Besuchen bei den
kranken Kindern in den Kliniken hatte er eine für ihn neue Erfahrung gemacht:
daß es in unsrer alten Welt eine Menge Leid gibt, das sich durch praktische Maßregeln
schon heute lindern ließe. Doch immer noch ist seine Religiosität vom
Erweckungsgedanken der Zeugen Jehovas geprägt; einen positiven „Inhalt“ seiner
Botschaft sucht man wirklich vergebens. Es läuft letzten Endes immer auf die
simple Aufforderung heraus: „Geh in dich und kehr um“ - alles andere muß sich
finden; in our small way. Die starken
Bewegungen des Herzens als Reinigungsmittel, um den inneren Menschen wieder neu
und frisch zu machen - das ist zugleich eine sehr klassische Auffassung vom
Sinn der Bühnenkunst. Für Michael Jackson sind Showspiel und Botschaft schlicht
und einfach dasselbe. Dabei handelt es sich wohlbemerkt nicht um ein quasi
politisches Programm: Wenn nur jeder an seiner Statt ein bissel was macht, dann
werde sich schon alles zum Guten wenden... Das wäre einfältig. Sondern um die
moralische Maxime: Tu du nur immer, was du kannst, und frag nicht lang nach dem
Erfolg. Ein wenig weltfremd ist das wohl. Ob aber jene ernsten Projekte zur
Weltverbesserung, von denen unser Jahrhundert einige miterlebt hat, viel
realistischer sind, ist noch umstritten.
Im
April 1987 hat Michael Jackson die Zeugen Jehovas verlassen.
Nach
Thriller erwartete alle Welt nur noch
Außerordentliches von Michael Jackson. Zu allererst er selbst. Das neue Album
mußte - noch! – „besser“ werden als das vorige. Aber woran wird künstlerische
Qualität gemessen? Am Urteil der Kritik? Unterhaltung ist Industrie, ihre
Qualität ist Erfolg. Konnte Michael im Ernst hoffen, die Verkaufszahlen von
Thriller zu überbieten? In den Performing Arts ist die Erwartung des Publikums
selbst ein Teil des Kunstereignisses. Image-Buildung
ist eine Kunstgattung. Einerseits verlangt es Einfallsreichtum und
Gestaltungskraft. Andererseits ist es ein riskantes Spiel mit einer
vielmillionenköpfigen Unwägbarkeit.
Mut
zum Risiko ist bestimmt nichts, was Michael Jackson fehlt. Er kehrt die
geltende Logik der Werbebranche um und beschließt, die Firma Pepsi für sich
arbeiten zu lassen. Im Frühjahr 1986 bietet er ihr eine Erneuerung des
Reklamevertrags an und benutzt die Werbespots, um sein neues Album zu
lancieren. Hauptstück der neuen Serie ist eines mit dem Titel The Chase - und zeigt Michael Jackson
auf der Flucht vor ganzen Heeren von Reportern, vor denen er sich nur mit halsbrecherischen
Stunts retten kann. „Alle wollen Michael!“ ist die Botschaft. (Oder wollt ihr
etwa Pepsi?) Ein anderer, nicht
weniger anzüglicher Spot zeigt einen blonden Jungen, der sich in Michaels
Garderobe schleicht und seine Klamotten anprobiert. Da hört er hinter sich eine
vertraute Stimme: „Willst du zu mir?“ (Der blonde Junge hieß Jimmy Safechuck
und wurde später während der Bad-Tournee
Michaels ständiger Begleiter.)
Aber
der neue Deal mit Pepsi - der mit einem Gesamtumfang von geschätzten 15
Millionen Dollar in das Guinness-Buch der Rekorde einging - verfolgte neben
Image-Building noch handgreiflichere Ziele. Pepsi wurde als Sponsor für
Michaels erste eigene Welt-Tournee gewonnen, aber das wußte damals noch keiner.
Michael
Jackson ist ein Perfektionist. Und ein workaholic.
Er berauscht sich an seiner Arbeit wie andere am Schnaps. Und schließlich ist
er - Künstler. Wann ein Werk ‚fertig‘ ist, ist da reine Geschmackssache. Und
Michael findet immer noch etwas, das ihm nicht gefällt. Also fängt er wieder von
vorne an. Das neue Album läßt auf sich warten. Michael Jackson und
Abgabetermin, das paßt eben nicht zusammen... Dabei arbeitet er seit dem Tag,
als Thriller in die Läden kam, wie
ein Besessener! Quincy Jones ist wieder mit dabei, auch Bruce Swedien als
Leiter der Aufnahmetechnik. Epic und
die Fans müsssen sich bis zum Sommer 1986 gedulden. Im Juli wird Michaels erste
Welttournee offiziell angekündigt, und nachdem fünf Wochen lang eine erste
Single-Auskoppelung I Just Can't Stop
Loving You die Erwartungen angeheizt hatte - übrigens ohne Video-Clip -,
erscheint am 31. August das Album Bad.
Am selben Tag sendet CBS ein halb-stündiges Feature The Magic Returns, in der auch das 17-minütige Video zum Titelsong
vorgestellt wird, bei dem Martin Scorcese die Regie geführt hat. Es ist die
Geschichte von Derryl, einem Jungen aus Harlem, der eine Privatschule auf dem
Lande besucht. In den Ferien kommt er nachhaus und trifft seine alten Freunde.
Sie verhöhnen ihn als verweichlichte cissy,
und um zu zeigen, wie bad er ist,
will er in der U-Bahn einen alten Mann überfallen. Aber er bringt's nicht
fertig. - Bis hierher ist der Film schwarz-weiß, aber nun wird er bunt, und
Michael führt eine Jugend-Gang in einen wilden Tanz, um zu zeigen, wer hier
wirklich really, really bad ist.
Gegenüber Thriller hat sich sein Äußeres
weiter verändert. Er ist schön wie ein orientalischer Prinz, und entspricht
endlich seinem erklärten (indischen) Ideal. Aber er ist in eine schwarze
Ledermontur gepackt, die über und über mit Nägeln und Schnallen besetzt ist, so
als käme er direkt aus einem S/M-Katalog.
Und schließlich zeigt er zum erstenmal jene inzwischen berühmte Geste, an der
jeder sieht, was für ein schlimmer Junge er geworden ist...
Ist
es nötig zu sagen, daß bad im
Schuljungen-Jargon natürlich - wie terrible
(oder im Deutschen ‚unheimlich‘) - einen Doppelsinn hat? Es heißt wohl böse
und schlimm, aber es bezeichnet auch all die Eigenschaften, die als männlich
gelten - und die Knaben gerne hätten. (In dem Spielfilm Moonwalker wird die Bad-Tanznummer
später exakt wiederholt - von kleinen Jungens; und um die Doppeldeutigkeit
perfekt zu machen, heißt das Stück nun Badder.)
Doch der Titelsong, der das Album eröffnet und thematisch an Beat It und damit an Thriller anknüpft, ist dennoch nicht das
Kernstück der Sammlung. Das kommt erst auf der B-Seite und wird von Another Part Of Me vorbereitet, das auf
diesem Album die Stelle der Kinderhymne einnimmt. Der Kern ist Man In The Mirror. Dieses Lied ist nicht
von Michael, sondern von der jungen R&B-Sängerin Siedah (sprich Sai:ihda)
Garret, die Michael als Anerkennung für dies großartige Gospelstück mit ihm in I Just Can't Stop Loving You
duettieren ließ.
I'm
starting with the man in the mirror,
I'm
asking him to change his ways.
And
no message could have been any clearer:
If
you wanna make the world a better place,
take
a look at yourself.
Then make a change.
Ich
fang bei dem Mann im Spiegel an, ich sag ihm, er soll sich ändern. Und nichts
ist klarer als das: Willst du aus der Welt was beßres machen, dann sieh dich
selber an, und dann mach kehrt. - Off The
Wall und Thriller waren
Unterhaltung. Seit Bad hat Michael
Jackson eine Botschaft. (Man In The
Mirror ist nach einer Leserumfrage des Magazins Black&White das Lieblingsstück seiner deutschen Fans.)
Zugleich
findet sich auf dem Album das bislang letzte schlicht und einfach fröhliche Stück
von Michael Jackson, die schrille Tanznummer The Way You Make Me Feel; und mit dem karibisch angehauchten Liberian Girl auch sein letztes ungebrochenes
Liebeslied - beides auf der „leichten“ A-Seite. Mit dem zweiten Hauptstück, I Just Can't Stop Loving You, ist das
schon anders. Es ist ein Meisterwerk der Ambivalenz. Vorderhand der Jubelgesang
eines Frischverliebten: I'm so proud to
say I love you - ich bin so stolz, daß ich dich liebe! This thing can't go wrong, this feeling's so strong, diese Sache
kann nicht schiefgehen, das Empfinden ist viel zu stark. Aber man hört es
deutlich am elegischen Tonfall: Die Sache ist längst schiefgegangen, er weiß es
nur noch nicht.
Überhaupt
ist der Grundton der B-Seite, unerachtet der funkigen Musik, ganz und gar nicht
heiter. Die Hardrock-Nummern Dirty Diana
und Smooth Criminal verspritzen
Zynismus, Gift und Galle. Trotzdem sind sie komisch. Aber eben nicht „leicht“.
Und das wird von nun an so bleiben.
Bad steigt bei den
Billboard Album Charts auf der No1 ein und bleibt dort für sechs Wochen. Die
verbleibenden vier Monate reichen aus, es in den USA zum meistverkauften Album
des Jahres 1987 zu machen. Aber vor allem: Bad
soll Michael Jackson als führenden Pop-Star auch in Übersee etablieren. Am 12.
September beginnt seine Welttournee mit einem Konzert in Jokohama. Er bleibt
einen Monat in Japan und spielt bei vierzehn Auftritten vor insgesamt fast
einer halben Million Zuschauern. Machen wir's kurz. Im Lauf von sechzehn
Monaten wird er vor viereinhalb Millionen Menschen singen und tanzen - wieder
ein Rekord: die gewaltigste Tournee, die es je gab. Und mit einem Gewinn von
125 Millionen Dollar auch die einträglichste. Der Aufwand hat sich gelohnt: Michaelmania weltweit! In fünfundzwanzig
Ländern wird Bad die Nummer eins der
Album-Charts. Auch in Deutschland. Hier hatten ihn in Köln, München, Mannheim,
Hamburg und Berlin inzwischen einige hunderttausend Menschen live erlebt.
Denkwürdig
wurde übrigens das Konzert in Berlin am 19. Juni 1988. Es fand mit fünfzigtausend
Zuschauern auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag statt, neben dem
Brandenburger Tor. Das heißt direkt an der Berliner Mauer. Und es wurde -
ungewollt - zu einem politischen Ereignis. Obwohl am selben Abend in Ostberlin
vorsorglich ein Rock-Konzert angesetzt war, das von Katarina Witt moderiert
wurde und bei dem unter anderm Bryan Adams auftrat, hatten sich am Pariser
Platz auf der Ostseite des Brandenburger Tores mehrere tausend Jugendliche versammelt.
Michael hatte angeordnet, einen Teil der mächtigen Lautsprecheranlage in
Richtung Osten zu wenden. Es war alles fröhlich und friedlich. Dennoch: Das war
schon zuviel an deutsch-deutscher Gemeinsamkeit, und die Volkspolizei setzte
Schlagstöcke und sogar ihre Schäferhunde ein, um die gesetzwidrige Ansammlung
mit unve-hoffter Brutalität aufzulösen. Das Erschrecken am andern Tag war groß,
beiderseits der Mauer: Noch nie hatte man die Staatsmacht der DDR so kopflos
erlebt. War sie unberechenbar geworden? An diesem Tag begann sie, die Achtung
ihrer Bürger zu verlieren.
Und
danach ging dann alles sehr schnell... So abenteuerlich es klingt: Der größte
Star aller Zeiten hat sogar ein kleines bißchen deutsche Geschichte gemacht.
Seither hat er hier seine (vielleicht nicht zahlreichste, so doch) treueste
Fangemeinde - wie sich fünf Jahre später bei gegebenem Anlaß zeigen sollte.
Michael
Jackson mußte den Entschluß, wieder auf Tournee zu gehen - was er doch haßt -,
nicht bereuen. Auch sein Kalkül mit Pepsi war aufgegangen: Die neuen Spots, die
seit dem Frühjahr '88 um die Welt gingen, hatten sich als unschätzbare
Promotion für seine Tour bewährt. Er konnte zufrieden sein. Und während der Bad-Tournee fällt daher der denkwürdige
Satz: „Endlich bin ich der, der ich immer sein wollte!“
Das
war aber nicht nur professionell gemeint; sondern auch privat. Im Mai 1988
konnten Katherine und Joe Jackson in der Zeitung lesen, daß ihr Sohn zuhause
ausgezogen war und sich eine eigene Wohnung genommen hatte. Während der Dreh-arbeiten
zu dem Video Say Say Say mit Paul
McCartney hatte er das Tal von Santa Ynez etwa 150 km nordwestlich von LA
kennengelernt. Es hatte ihm gut gefallen, und als er erfuhr, daß dort - in
unmittelbarer Nachbarschaft zu Ronald und Nancy Reagan - die Sycomore Ranch zum Verkauf stand, zögerte
er nicht lange. Die Ranch wurde umgehend zu einem Klein-Disneyland um- und
ausgebaut, und Gehege für Michaels Zoo mußten her. Jetzt, erst jetzt hatte er
wirklich control, war sein eigner
Herr und steckte die Füße unter seinen eignen Tisch. Sogar das Fan-Problem
erledigte sich dank der abgeschiedenen Lage fast von allein: Es ist ein
Abenteuer, bis zu Michaels Anwesen (natürlich im Tudor-Stil) vorzudringen. Es
war für alles gesorgt. Fehlte nur noch ein passender Name.
Lange
mußte er nicht suchen. Das Märchenreich, in das sich der Einzig Wahre Peter Pan
aus dieser lauen Welt zurückzog, heißt selbstverständlich Neverland.
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